Den Anfang nach einer kleinen Pause, in der erste gescheiterte Wahlgang für Friedrich Merz zum Bundeskanzler bekannt wurde, machte Alexander Marguier, Chefredakteur der Zeitschrift "Cicero", der angesichts der Ereignisse im Bundestag meinte: "Ich glaube, ich habe heute noch viel zu tun." Aber in seinem kurzen Vortrag ging es um "Cicero", deren Absatz sich von 2023 auf 2024 um fast 25 % gesteigert habe. Wobei der Bahnhofsbuchhandel im Einzelverkauf der mit Abstand wichtigste Partner sei. Marguier ordnete "Cicero" als "bürgerlich-liberal" ein, teilte gegen den seiner Meinung nach Haltungs-Journalismus anderer Medien aus, und nannte als ein Erfolgsrezept seiner "meinungsoffenen" Zeitschrift: "Cicero macht halt Journalismus für Erwachsene". Ein Zitat, das man am Nachmittag öfter in Gesprächen hörte. Marguier hatte ordentlich Lob für die Bahnhofsbuchhändler parat: "Bei ihnen ist die Meinungsvielfalt vorhanden", der deutsche Bahnhofsbuchhandel gehöre für ihn zum Weltkulturerbe. "Sie sind die Logistiker der Demokratie!"
Ein mitreißende, 60-minütige Frischzellenkur von Ratgeber-Bestsellerautorin und Schlagfertigkeitstrainerin (für Frauen) Nicole Staudinger schloss sich an. Schlagfertigkeit sei wichtig, aber sie löse keine Konflikte. Einer der vielen Tipps, die sich einprägten: "Man kann nicht erwarten, das einem jemand zuhört, wenn das eigene Selbstbild nicht stimmt." Dabei hätte sie bewusst die wenigen Frauen im Saal angeschaut, so Staudinger, und fügte dann an: "Sie sehen ja, dass wir mehr Frauen brauchen. Auch in Führungsebenen."
Dem Schlusspunkt des Vormittags setzte der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, der sein neues Buch "Wir machen das jetzt!" (Quadriga; ET: 25. April), das er zusammen mit Lisa Federle geschrieben hat, vorstellte. Er präsentierte Beispiele des bürokratischen Irrsinns bei der Umsetzung von Projekten, und wünschte für die Kommunen mehr Entscheidungsmöglichkeiten vor Ort. Denn, so Palmer: "Ein dysfunktionaler Staat treibt die Leute auf die Palme." Ein Staat, der nichts mehr hinkriege, das bringe die Leute zum Aussteigen. Das sagte er auch mit Blick auf den ersten gescheiterten Wahlgang zur Kürung von Friedrich Merz zum Bundeskanzler, der am Vormittag gemeldet wurde. Das beste Mittel gegen die AfD sei gutes regieren, das Land voranbringen. Im Anschluss signierte Palmer sein Buch am Stand von Bastei Lübbe.
Zur Fachausstellung am Nachmittag hatten sich Verlage – von der Edition Tingeltangel bis zur Penguin Random House Verlagsgruppe – und Non-Book-Anbieter eingefunden, die zeigten, was den Bahnhofsbuchhandel ausmacht. Beim Buch lagen oft Kimis und Unterhaltungsliteratur aus, weiter New-Adult-Titel. Hinzu kamen Rätselhefte, Wichtel, Lesehilfen, technisches Equipment und Grußkarten.