"Ich kann nicht anders, als mich immer sehr für mein jeweiliges Umfeld zu interessieren", sagt Pascal Mathéus. Er hat sich daher nicht nur in die Geschichte seines Geschäfts eingegraben, sondern auch in die literarische Welt der Elbvororte – und hat daraus direkt eine Veranstaltungsreihe konzipiert: die "Dichter der Elbvororte". "Es gibt überraschend viele interessante und gute Schriftsteller in Blankenese und Umgebung", erklärt er und zählt einige auf: "Brigitte Kronauer, Hubert Fichte, Richard Dehmel …" Einmal monatlich gibt es eine Lesung und Besprechung zu Dichterinnen und Dichtern, die zwischen Wedel und Othmarschen ansässig sind oder waren.
Unter ihnen ist besonders die Geschichte von Margarete Böhme spannend. Sie hat ihre letzten Lebensjahre in Othmarschen verbracht und ist in Nienstedten begraben, "wo wir ihr Grab gerade erst wiederentdeckt haben. Denn auf dem Grabstein weist nichts auf ihre Existenz als Schriftstellerin hin: Sie ist dort als Margarete Schlüter, geborene Feddersen, begraben – also unter dem Namen ihres zweiten Mannes und ihrem Geburtsnamen. Der Name ihres ersten Mannes Böhme, unter dem sie als Schriftstellerin bekannt geworden ist, fehlt." Mathéus erzählt begeistert von der Schriftstellerin, die ihr wichtigstes Werk 1905 veröffentlichte: "Sie hat mit dem ‚Tagebuch einer Verlorenen‘ 1,2 Millionen Bücher verkauft, das ist ein gigantischer Erfolg! Damals war das wirklich unfassbar. Ein Hammer-Super-Bestseller – und heute völlig aus der Literaturgeschichte verschwunden."
Der Buchhändler möchte sich unbedingt noch intensiver mit Margarethe Böhme auseinandersetzen und sie bekannter machen. Ihr Werk liegt im Husum Verlag vor – "dort hält man Margarete Böhmes Bücher vor, weshalb sie in Husum einigermaßen bekannt ist". Pascal Mathéus denkt laut über eine Neuauflage in seiner eigenen neuen Edition Wassermann nach, wo im September zunächst die erste Blankeneser Rede zu Literatur und Gesellschaft von Steffen Mau erscheinen wird. Außerdem berichtet er, er hätte "gerade heute einem Mitglied der Bürgerschaft geschrieben, dass ich anrege, die Kurt-Küchler-Straße – ein anderer Dichter der Elbvororte, der schlimmer Rassist war – in Margarethe-Böhme-Straße umzubenennen".
In der Blankenesener Traditionsbuchhandlung Wassermann kann Pascal Mathéus seine Leidenschaften Literatur und Geschichte verbinden – und will offenbar für mehr als 20 Jahre Durchhaltevermögen beweisen, denn er sagt: "Das 200. Jubiläum haben wir schon vor Augen."